Die Umwandlung der Silberlocken
Die Mineralienhalde der Grube Clara ist für die Vielfalt ihrer Mineralien bekannt. Aus halb Europa kann man jeweils Sammler antreffen, die auf der Suche sind nach Stufen mit interessanten Kleinmineralien. Es wurden in der Grube Clara bereits über 400 verschiedene Minerale nachgewiesen. Was bestimmt für jeden «Clara-Sammler» ein ganz besonderes Erlebnis ist, ist der Fund einer Stufe mit Silberlocken, die man auch ohne Lupe oder Binokular gut sehen kann.
Auch mich zieht es jeweils ein paar Mal pro Jahr nach Wolfach. So auch am ersten Wochenende im August 2022. Hauptziel meiner Gattin Sandra und mir war die Mineralienbörse, die an diesem Wochenende durchgeführt wurde. Bald kam bei mir die Idee auf, dass wir bereits am Freitag anreisen könnten, damit ich der Mineralienhalde noch einen Besuch abstatten und mich ein paar Stunden dem «Steineklopfen» widmen konnte, während Sandra das Städtchen Wolfach «unsicher» machte.
Also sind wir am Freitagmorgen losgefahren und nach rund 2 Stunden habe ich Sandra vor dem Städtchen abgesetzt und bin zur Mineralienhalde gefahren. Bei der Suche dort ist es nicht anders als bei der Strahlerei: an einem Tag geht man mit leeren Händen nach Hause, ein anderes Mal findet man einige schöne Stüfchen.
Entsprechend bin ich ohne Erwartungen ans Werk gegangen und habe gehofft, dass ich irgend einmal etwas Farbiges in den kleinen Hohlräumen entdecke. So gegen Mittag habe ich dann das eine und andere interessante Stück in den Kessel gelegt, das ich zu Hause unter dem Binokular noch genauer betrachten wollte.
Im Verlauf des Nachmittags habe ich dann plötzlich im Sand ein Stück gefunden, das von der Art und Form her ganz nach einer Silberlocke aussah. Einzig die Farbe hinterliess bei mir doch etwas Zweifel, ob es wirklich eine Silberlocke ist. Ganz nach dem Motto: das kann ich ja dann später noch genauer prüfen, habe ich an dieser Stelle weitergesucht. Tatsächlich sind noch einige «Silberlocken» hinzugekommen. Die Freude war gross, dies trotz der erwähnten Unsicherheit.
Damit war die Motivation natürlich gestiegen und hat neue Kräfte hervorgezaubert. Der Lohn war, dass ich im Anschluss daran noch einige schöne Stüfchen mit perfekt ausgebildeten roten und blauen Mineralien finden konnte.
Zur vereinbarten Zeit habe ich meine Sachen zusammengepackt und mich zum Ausgang begeben. Einerseits mussten meine Funde noch auf die Waage (8 kg sind im Eintrittspreis von 12.50 Euro inbegriffen), andererseits wollte ich nachfragen, ob es sich bei meinem Fund wirklich um Silber handelt.
Als der Haldenmitarbeiter mir nach der optischen Prüfung mit der Lupe sagte, dass es sich ganz klar um Silber handelt, jubelte ich innerlich. Der Mitarbeiter meinte noch, ich solle mir diese Silberlocken nicht zu günstig abknüpfen lassen, denn die Grösse (bis 5.5 cm) sei ausserordentlich.
Sandra und ich haben dann den Aufenthalt und die Mineralienbörse in Wolfach noch so richtig genossen. Zu Hause habe ich die «Silberlocken» nach der nochmaligen Betrachtung unter dem Binokular in Kunststoff-Dosen versorgt, um sie später noch besser zu reinigen. Als ich sie dann nach rund 2 Wochen nochmals betrachten wollte, hatte ich das Gefühl, dass die braunen Flecken, die vorhanden waren, teilweise grösser geworden sind. Nachdem bei mir wieder Zweifel aufgekommen sind, habe ich dann entschieden, dass ich 2 Fotos meines Fundes an DEN Clara-Spezialisten Richard Bayerl maile.
Bereits nach ein paar Tagen kam die Rückmeldung. Richard Bayerl schrieb, dass er die Bilder 3mal anschauen musste, auch mit Vergrösserung. Seine Vermutung sei, dass es sich um Stahlspäne des Baggers handelt. Ich solle doch einmal den Magnet-Test machen. Nun ja, das, was sich in meinen Dosen befand, war magnetisch – nur trifft dies bei Silber leider nicht zu...
So wurden aus meinen «Silberlocken» von einem Moment zum anderen Stahlspäne. Das ist zwar richtig schade, aber das besondere Erlebnis bleibt und lässt mich heute schmunzeln.